Während allgemein bekannt ist, dass Bernstein an den südlichen
Küsten der Ostsee an vielen Stränden und oft in grosser Menge
gefunden wird, wurden bisher die entsprechenden Funde von der
schwedischen Küste kaum registriert. Diese konzentrieren sich
hauptsächlich auf die Ufer der Halbinsel Schonen. Auch hier ist
Bernstein, stark abhängig von Wetterlage und Jahreszeit, besonders
an den sandigen Flachkusten zu finden.
Vom Strand von Haväng, ca. drei Kilometer östlich des kleinen Dorfes Ravlunda (Rav ist die dänische Bezeichnung für Bernstein), im südlichsten Teil der Hanöbucht (Ostschonen) wurden bereits durch Carl von LINNÉ im Jahre 1749 Bernsteinfunde beschrieben. Nach historischen Quellen soll um 1730 Bernstein in der Nähe von Ravlunda auch in" einem grossen Sandhügel" gefunden worden sein. Auch von Falsterbonäset, der Südwestspitze Schonens südlich von Malmö, erwähnt LINN Strandfunde. Beide Uferzonen liefern noch heute den überwiegenden Teil des schwedischen Bernsteins (Å.DAHLSTROM & L.BROST 1995). Etwa 30 "professionelle" Bernsteinsammler finden zusammen in dieser Region bis zu 30 kg pro Jahr. Dazu durchsucht man, meist mit einer Harke, das Angespül am Strand. Andere Sammler observieren die sandigen Flachwasserbereiche von einem Boot (Katameran) aus oder waten durchs Wasser und keschern den Bernstein vom Grunde. Dabei wird das abgebildete Sichtgerät verwendet. Die beiden grössten Bernsteine, die in diesem Jahrhundert (1922 und 1970) vor der Halbinsel Falsterbo gefunden wurden, wiegen je etwa 1,8 kg. Sieben andere Stücke, die man hier seit 1968 aufgesammelt hat, besitzen Gewichte zwischen 0,8 und 1,2 kg.
Auch das bisher wohl grösste gewogene Stück Baltischen Bernsteins wurde in Schweden gefunden. Ein dänischer Hummerfischer konnte es im Oktober 1969, weit von dem Fundgebiet in Schonen entfernt, an der schwedischen Westküste am Skagerrak vor Bohuslän aus dem Meer bergen. Es besass zum Zeitpunkt des Fundes ein Gewicht von 10.478 g. Leider hat man davon etwas abgeschlagen. Jetzt wiegt es noch 8.868 g. Ursprünglich befand sich dieses Exemplar im Besitz der Fischerfamilie Eigil JENSEN in Gilleleje (Seeland). Später wurde es von der Bernsteinfirma Ravfehrn Kopenhagen erworben und ist seit Sommer 1994 im neu eingerichteten "Ravhuset" (Bernsteinhaus) am Nyhavn in Kopenhagen ausgestellt.
Ähnlich wie im norddeutschen Küstengebiet findet man Bernstein in Schweden teilweise auch in pleistozänen und holozänen Sedimenten. Das gilt besonders für Schonen (CARSERUD 1992). Dagegen fehlt bisher in Schweden jeder eindeutige Nachweis für ein von verschiedenen Autoren erwähntes Vorkommen in Tertiärablagerungen.
Bei den bereits von Sven BRING (1752) beschriebenen Funden von der Insel Björkö im Bereich des Mälar-Sees in Mittelschweden handelt es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um wikingerzeitliche Handelsware. Solche Bernsteinimporte waren sicher auch die Grundlage für die anhand zahlreicher Funde nachgewiesene Herstellung von Bernstein-Gegenständen in der historischen Stadt-Siedlung Birka (unweit von Stockholm).
Funde aus dem südlichen Schonen - wie beispielsweise die bei Fundamentarbeiten am Flughafen von Sturup (östlich von Mahnö) oder die beim Bau des Autobahnringes um Malmö - stammen vermutlich aus pleistozänen Schmelzwassersedimenten. Auch in den Talsedimenten des Alnarpsfloden - ein breites, bis zu 70 m eingetieftes Urstromtal, das Schonen SE-NW verlaufend quert - ist Bernstein zu finden. Bereits LINN beschreibt 1749 entsprechende Funde bei Börringe.
Beim Bau des Falsterbo-Kanals wurde bei Baggerarbeiten viel Bernstein geborgen. Er stammt mit Sicherheit aus den holozänen Ablagerungen der Strandwallsysteme der Halbinsel Falsterbo. Ebenso fündig wurde man bei Baggerarbeiten im benachbarten Gebiet des Öresundes.
Einen ungewöhnlichen Fund zogen schwedische Fischer mit ihrem Trawl 1988 aus dem Seegebiet zwischen Gotland und Klaipeda an Bord: einen 238 kg schweren Harzklumpen, den man anfangs für Bernstein hielt. Eine genaue Analyse des Materials (BECK & al. 1993) ergab aber, daü es sich hierbei eindeutig um ein jüngeres Harz bzw. Harzprodukt (ähnlich dem Kolophonium) handelt.
Literatur
BECK & al 1993 Beck, C.W./Stout, E.C./KOSMOWSKA-CERANOWICZ, B.
A large Find of supposed Amber from the Baltic Sea, in: Geologiska
Föreningens i Stockholm Förhandlingar 115, Stockholm 1993, Teil
2, S. 145-150
BRING 1752 Bring, S.: Tentamen Historicum de Insula Glessaria,
1752
CARSERUD 1992 Carserud, L.: Geologiska sevärdheter i Skåne. Sveriges
geologiska undersökning, Lund 1992.
DAHLSTROM & BROST 1995 Dahlström, Å./Brost, L. Stenen som flyter
och brinner. En bok om bärnsten, Stockholm 1995 LINNÉ 1749 Linné,
C. v. Skånska resa, 1749
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